Chronik

"Kirche St. Leon"
"Kirche St. Leon"

Gründung und Anfänge (1914–1925)

Der Männergesangverein Harmonie 1914 e.V. St. Leon wurde im Jahr 1914 von über 35 Sangesfreunden gegründet. Die Gründungsmitglieder, überwiegend Sänger des Kirchenchores, wollten dem "ewigen Lateinsingen" entkommen, wie es im Gründungsprotokoll vermerkt ist.

Das vielversprechende Gründungsfest fiel jedoch dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum Opfer. Trotz der Verluste, die der Krieg in den Reihen der Mitglieder hinterließ, zählte der Verein in den 1920er Jahren bereits über 120 Sänger. Dies ermöglichte es dem jungen Chor, erfolgreich mit anderen Vereinen der Region zu konkurrieren. Ein erster bedeutender Höhepunkt war das 10-jährige Jubiläum des Vereins im Jahr 1925, das mit einem Jahr Verspätung gefeiert wurde. Teil des Festes war eine Fahnenweihe, an der zahlreiche Vereine der Umgebung teilnahmen.

 

Die Zwischenkriegszeit und der Zweite Weltkrieg (1925–1947)

Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren im Vereinsleben. Dennoch nahm der Verein bereits 1947 wieder den Chorgesang auf – ein Verdienst von drei engagierten Mitgliedern: dem damaligen Dirigenten Alois Steger, der von 1929 bis 1933 und von 1934 bis 1950 den Chor leitete, sowie dem späteren Ehrenvorstand Florian Steger.

 

Blütezeit des Chores (1954–1986)

In diese Ära fiel auch ein bedeutender Erfolg: der Gewinn einer Tagesbestleistung bei einem Sängerfest. Ein weiterer Höhepunkt war das 40-jährige Jubiläum des Vereins im Jahr 1954, gefolgt von Jubiläumsfesten in den Jahren 1964, 1974 und 1979.

Mit rund 290 Mitgliedern und etwa 80 aktiven Sängern, darunter 20 Jugendliche, erlebte die Harmonie eine Blütezeit. Der Chor feierte große Erfolge bei Sängerwettstreiten und errang mehrere Tagesbestleistungen. Unter der Leitung von Vorsitzendem Helmut Heger, Chorleiter MD Alfons Burkhardt und Vizedirigent Werner Steger setzte der Verein musikalische Maßstäbe.

1986 fanden die 4. Kurpfälzer Chortage in St. Leon-Rot statt. Gemeinsam mit dem Frohsinn Rot sowie den Kirchenchören aus St. Leon und Rot wurde die Veranstaltung feierlich umrahmt.

 

Die Gründung des Frauenchors (1987–1996)

Im Jahr 1987 wurde der Frauenchor gegründet – initiiert von Vorstand Rudolf Linner und dem ersten Chorleiter des Frauenchores, Norbert Heger. Diese Neuerung führte zu intensiven Diskussionen innerhalb des Vereins, doch bald begann der Chor mit 25 Sängerinnen erfolgreich zu proben.

Im selben Jahr fand ein geistliches Chorkonzert zum 10-jährigen Jubiläum von Chorleiter Alfons Burkhardt statt. 1988 folgte eine unvergessliche Konzertreise nach Ungarn.

Das 75-jährige Jubiläum im Jahr 1989 war ein weiteres Highlight. Die Feierlichkeiten umfassten ein großes Sängerfest mit 93 teilnehmenden Chören, ein Jubiläumskonzert des Männerchores sowie ein Abschlusskonzert mit dem Frauenchor, dem Kinderchor "Roter Kehlchen" und dem Schaumburger Jugendchor.

1991 nahm der Frauenchor erstmals an einem großen Konzert in Rülzheim teil. Unter der Leitung von Rolf Kern und mit Unterstützung von Solisten und Orchester begeisterte der Chor das Publikum.

1992 wurde Richard Trares Chorleiter für beide Chöre. Unter dem Motto "Lieder kennen keine Grenzen" fand 1994 zum 80-jährigen Jubiläum ein Chorwettbewerb nach internationalem Modus statt. 1996 übergab Rudolf Linner die Vereinsführung an Herbert Heger. Im darauffolgenden Jahr wurde das 10-jährige Jubiläum des Frauenchores mit einem großen Konzert gefeiert.

 

Musikalischer Neuanfang (1998–2002)

Nachdem in den vergangenen Jahren das Augenmerk auf die Geselligkeit gelegt wurde, entschloss sich die Vorstandschaft der Harmonie zu einem musikalischen Neuanfang. Durch die Neubesetzung der Chorleiter beider Chöre wurde dieser Entschluss 1998 auch in die Tat umgesetzt. Als Chorleiter für den Männerchor wurde Hans Joachim Karl verpflichtet und als Chorleiter für den Frauenchor Thomas Wind. Die Literatur beider Chöre änderte sich, so wurde neben internationalen Volksliedern nun auch zeitgemäße, anspruchsvolle deutsche Chorliteratur einstudiert.

Eine schwierige und turbulente Zeit für den Verein: Einerseits erhöhte sich der Altersdurchschnitt der Chöre, andererseits war es sehr schwierig, in einer Zeit individueller Freizeitnutzung junger Menschen, neue Sänger oder Sängerinnen für den Chorgesang zu begeistern. Aller Anfang ist schwer, doch die jüngste Vorstandschaft in der Geschichte des Vereins bekämpfte mit immer neuen Ideen und viel Engagement diese Durststrecke und startete mit großer Zuversicht in das neue Jahrtausend.

 

Die Harmonie war als einer der ersten Vereine aus St. Leon-Rot im Internet mit einer eigenen Homepage vertreten – ein Indiz für die Zielstrebigkeit, alles für das Motto „Tradition erhalten, Zukunft gestalten“ zu tun.

 

Umbrüche und Neuausrichtung (2002–2004)

In der fast 90-jährigen Geschichte des Gesangvereins ist im Jahr 2002 ein Jubiläum anderer Art zu erwähnen: 75 Jahre in ununterbrochener Folge wurden die Chorproben im Saal des Gasthauses „Zum Löwen“ abgehalten – sogar in den Kriegsjahren wurde sporadisch im „Löwen“ gesungen.

Nachdem im Jahr 2002 der Männerchordirigent Hans Joachim Karl den Chor abgab, übernahm Norbert Heger, der Bruder des Vorsitzenden, die Leitung des Männerchores. Ein Jahr darauf legte Herbert Heger sein Amt als 1. Vorsitzender nieder und zugleich gab auch sein Bruder Norbert Heger den Dirigentenstab aus der Hand. So mussten ein neuer Vereinsvorstand und ein neuer Männerchorleiter gefunden werden.

Der bisherige 2. Vorstand Andreas Jacubasch übernahm dann im Jahr 2003 die Geschicke des Vereins, gleich mit der Bürde, einen neuen Dirigenten für den Männerchor zu finden. Nach einer Übergangszeit von drei Monaten konnte Dieter Hauß aus Speyer als Männerchorleiter verpflichtet werden.

In der Hoffnung, dass die etwas turbulente Zeit vorüber ist, ging der Verein mit dem neuen Chorleiter in ein ereignisreiches Jahr 2004. Das 90-jährige Bestehen der Harmonie und das anschließende Konzert im Harres waren zwei große Programmpunkte, die es zu meistern galt. Vom 2. bis 5. Juli 2004 feierten wir mit über 80 teilnehmenden Vereinen im Festzelt auf dem Spielplatz dieses Jubiläum. Beim Freundschaftssingen und beim Volksliederwettbewerb wurde von den Chören sehr gute Chormusik geboten. Für den Montagabend konnten erstmals die "Spraddelsänger" aus Kirrlach in unserer Gemeinde verpflichtet werden – ein Leckerbissen der besonderen Art.

 

Kinderchöre und neue Impulse (2005–2014)

2005 entschlossen sich in den St. Leoner Kindergärten einige Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern einmal wöchentlich zu singen. Diese Gesangsgruppe erregte Aufmerksamkeit und wurde eine feste Einrichtung im Kindergarten. Im Jahr 2006 wurde aus dieser Gesangsgruppe der Wunsch geäußert, unserem Verein beizutreten – diesem Wunsch wurde gerne entsprochen.

Mit der Aktion FELIX (das musikalische Gütesiegel für Kindergärten) zeichnet der Deutsche Chorverband nach musikalischen Kriterien geprüfte Kindergärten aus. Das Projekt "Eltern-Kind-Chor" der St. Leoner Kindergärten erhielt dieses wertvolle und anerkennende Gütesiegel des Deutschen Chorverbandes im Rahmen unserer Veranstaltung „Liederabend 2006 - Kinderchöre singen“.

Im Jahr 2008 übernahm unser langjähriger Vizechorleiter Ralf Keilbach das Amt des 1. Vorsitzenden. Ein weiteres Highlight in der Vereinsgeschichte war das 100-jährige Jubiläum des Vereins im Jahr 2014, das im Veranstaltungszentrum Harres gebührend gefeiert wurde.

 

Neue Wege und Jubiläen (2014–heute)

Nach dem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 setzte der Verein seine musikalische Reise mit viel Engagement und Freude fort. In den folgenden Jahren prägten zahlreiche Liedertage das Vereinsleben. Sie boten nicht nur eine Bühne für den eigenen Gesang, sondern auch wertvolle Gelegenheiten zum Austausch mit anderen Chören – musikalisch wie menschlich bereichernd.

Ein besonderer Höhepunkt war das Chorwochenende im Jahr 2017. Es bot den Mitgliedern die Möglichkeit, intensiv an ihrem Repertoire zu feilen, neue Impulse zu sammeln und den Gemeinschaftssinn weiter zu stärken. Solche gemeinsamen Erlebnisse sind es, die den Chor nicht nur musikalisch, sondern auch als Gemeinschaft wachsen lassen.

Anlässlich des 110-jährigen Bestehens im Jahr 2024 feierte der Verein ein stimmungsvolles Waldfest am „Vogelhäusel“ – ein Fest, das längst zur Tradition geworden ist. Der Gesang inmitten der Natur verlieh diesem Jubiläum eine besondere Atmosphäre, die die Verbundenheit mit der Heimat spürbar machte. Zahlreiche Gastchöre und Auftritte rundeten das Fest ab und machten es zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten.